hallo Leute,
jeder von uns kennt vermutlich die Geburts- und/oder Todestage irgendwelcher n채chster Angeh철riger. Wir machen das normalerweise mit uns selber aus, erwachsen, wie wir sind.
Heute, am 30. Juni, hätte mein Vater Geburtstag. Es wäre nicht einmal ein "runder", sondern lediglich der 84. - heute wird dieses Alter von vielen Männern erreicht. Mein Vater war aber zeit seines Lebens schwerkrank, er hatte Diabetes, war insulinpflichtig, und wir Kinder waren es gewohnt, daà jeder ihm mindestens alle zwei Tage mal seine Spritze geben muÃte. Morgens (in den Oberschenkel) konnte er das allein, abends aber, in den Oberarm, kamen wir (ich habe vier Schwestern) der Reihe nach dran und muÃten ihn "pieksen". Auf die Minute genau 20 Minuten nach dem Spritzen gab es Abendbrot. Und die 20-Uhr-Nachrichten in der ARD - es wäre völlig unvorstellbar gewesen, daà wir (mit Ausnahme des Sandmännchens), eine DDR-Sendung gekuckt hätten.
Wir (meine Schwestern und ich) haben also alle miteinander schon seit der Kindheit gelernt, daà man den Tag bis auf die Minute genau kalkulieren muÃ. Es war uns gar nicht klar, daà man das "Disziplin" nennen konnte, es war einfach so. Und da es einfach so war, war es auch richtig. Meine Schwestern (und ich auch) strukturieren den Tagesablauf noch immer so, daà es bestimmte "Ereignisse", wie etwa das Abendbrot, zu einer auf die Minute festlegbaren Zeit gibt.
Das mit dem "Pieksen" war gar nicht so verkehrt, wir haben alle gelernt, wie man jemandem eine intramuskuläre Spritze verabreicht (auf die Tatsache, daà ich später Medizin studiert habe, hatte das allerdings keinen EinfluÃ).
Mein Vater ist kurz vor dem Erreichen seines 64. Geburtstages im Juni 1989 verstorben. Für seine "Verhältnisse", was den insulinpflichtigen Diabetes betrifft, hatte er sich damit zwar bereits mehrfach überlebt, die ärztlichen Prognosen sagten ihm im Verlauf seines Lebens immer wieder nur "noch vielleicht zwei Jahre" voraus. Aber meine Mutter hat ihm jede Mahlzeit aufs Gramm genau abgewogen, jede Broteinheit ausgerechnet, Alkohol gabs so gut wie gar nicht (allenfalls ein halbes Glas Wein zu Weihnachten oder so). Er war Pfarrer, und zu den Erstaunlickeiten seines Lebens zählt, daß er bis zu seinem Tod exakt eintausend Predigten gehalten hat. Er hat sie alle aufgeschrieben, und ein paar seiner Predigten sind, wenn ich sie heute nachlese, erstaunlich aktuell.
Er hat noch mitbekommen, wie im Frühsommer 1989 mit der Öffnung der ungarischen Grenze "Bewegung" in die europäischen Strukturen kam. Mehr nicht. Ich hätte es ihm sehr gewünscht, noch erleben zu können, wie sich die DDR auflöst, das war ihm leider nicht mehr vergönnt.
Wenn ich an ihn denke, dann auch mit einer Art tiefen Bedauerns: er wünschte sich unbedingt, daà ich auch Pfarrer werden sollte. Ich wuÃte allerdings ungefähr seit meinem zehnten Lebensjahr, daà das nicht mein Weg werden würde. Er hat sich trotzdem, so gut er es eben konnte, für mich eingesetzt, Einsprüche erhoben, wenn wieder einmal eine meiner Studienbewerbungen abgelehnt wurde, interveniert, wenn das Argument, daà ich als Pfarrerssohn nicht studieren dürfe, auftauchte ... Aber er hat lange nicht verstanden, daà ich irgendwann vom "Sohn" zu einem "Partner" heranwachsen würde. Und als er starb, war er gerade so weit, daà wir uns als gleichberechtigte Gesprächspartner hätten begegnen können. Es gibt vieles, was ich ihm gerne erzählt oder erklärt oder wofür ich ihn mir als Diskussionspartner gewünscht hätte. Es kam nicht mehr dazu.
Mein Vater ist in Dresden auf dem Waldfriedhof im Stadtteil "WeiÃer Hirsch" begraben. Im selben Grab, in dem seine Eltern (meine GroÃeltern) und seine Schwester (meine Patentante) liegen. Wenn ich in Dresden bin, gehört ein Besuch des Waldfriedhofs zum "Programm". Heute bin ich nicht in Dresden ...
Heute w채re sein Geburtstag.
Wie geht ihr mit solchen "pers철nlichen Gedenktagen" um?
es ist sehr schwer gedanken zu formulieren zu solch einen doch recht pers철nlichen gedankengut. sich nach außen im grundegenommen zu offenbaren. ich für meinen teil erlebe meine familiäre situation als gleich berechtigte partnerschaften, man nimmt sich die zeit um einander die nähe beizubehalten. einander so gut wie m철glich zu verstehen.
AntwortenLöschenin unserem familienverbund leben 3x generationen zusammen. großeltern, eltern und kinder. (...yvette und ich). zudem sind bei uns immer tanten, onkels, br체der und schwestern nebste anhang
von oma / opa und maman et papa zu besuch. das wunderbare an dieser großfamiliensituation ist das wir alle lernen und gelernt haben einander seine gef체hlswelt mitzuteilen. wir freuen uns alle sehr das wir einander haben und 체ber die so wertvolle n채he die praktiziert wirt. keiner wird fallen gelassen bei problemen oder sonstigen dingen. man ist einander so sehr vertraut.
wenn nun einer von unseren lieben in eine neues 체berirdisches leben tritt, wissen wir das die person als reisegepäck uns alle bei sich hat und uns als gedankengut eine wohlige wärme hinterläßt. denn wir sind glücklich mit einen liebenswerten menschen einen teil seiner und unserer wegstrecke gemeinsam in bzw mit großer vertraut- u. verbundenheit gehen zu dürfen. der abschied ansich ist daher f체r uns deswegen kein verlust. der angeh철rige der nun seinen 체berirdischen lebensweg geht hat durch unseren zusammenhalt erfahren wie sch철n es auf erden sein kann wenn man eine einheit ist mit seinen angeh철rigen und freunden. auch wir hegen keine trauer in dem sinne. wir sind stolz auf die wunderbare zeit die in harmonie und ein gemeinsames miteinander, sicherlich auch mit tiefen, verbringen durften. wir haben all unsere lieben im herzen und sind dankbar f체r die erinnerung an die zeit die wir miteinander erleben durften.
ich meine die art und weise wie man mit verlusten von lieben vertrauten umgeht hat auch etwas mit der einstellung zu seinen persönlichen glauben und seiner persönlichen einstellung zum leben allgemein zu tun. obwohl sich in unserer familie (... unsere familie ist doch ziemlich international zusammengesetzt )
unterschiedliche glaubensrichtungen treffen, haben wir alle das selbe gedankengut. wir sind alle gleich.
kein mensch ist besser als andere. ob nun arm oder reich. kein glaube sagt den menschen das er kriege f체hren soll. kein glaube akzeptiert gewalt oder dinge die anderen menschen schaden zu f체gen k철nnten.
bei verkehrunf채llen oder b철sen krankheiten die mit viel leid zusammen h채ngen sind immer angeh철rige bei unseren freunden und angeh철rigen. wir lassen sie in keiner situation allein. und da wir viele sind k철nnen wir das leiden auch besser kompensieren. denn... wir haben alle einander.
r챕sum챕...
bei todesfall und den wiederkehrenden ereignissen wie geburtstag und sonstiges überkommt uns keine
traurigkeit. wir gedenken die lieben in unseren herzen und beziehen sie in unseren gespr채chen eh oft mit ein.
wenn menschen grundsätzlich zum traurig sein neigen können sie schnell in ein großes loch der trauer fallen. wenn menschen eher lebensbejaend und voller lebensenergie sind und mit freude und auch spaß gemeinsam ihren weg gehen sind verlust
Hallo Amadeus,
AntwortenLöschenals erstens m철chte ich Dir versichern, dass wir auch immer als Kinder das Sandm채nnchen gesehen haben.
Es wurde aus der damaligen DDR importiert und wurde immer im Anschluss an die Augsburger Puppenkiste gesendet.
Mein Vater selber ist jetzt auch schon einige Zeit tot, er hatte 체ber drei Monate tot in seiner Wohnung gelegen er hatte eine Beinamputation
und war an den Rollstuhl gebunden.
Von der Polizei weiß ich, dass er neben dem Rollstuhl liegend gefunden wurde!
Ich versuche nicht daran zu denken, aber wenn es mich dann doch erwischt dann versuche ich an alle die
sch철nen Dinge zu denken die ich mit ihm erlebt habe.
Er war nicht nur mein Vater sondern auch ein Freund, nur zum Schluß war der Kontakt abgebrochen.
Ich kann u8nd m철chte da jetzt auch nicht n채her darauf eingehen, aber ich habe meinen Vater sehr geliebt auch wie sich dann
unsere Wege trennten.
Mein Vater war ein sehr lustiger Mensch, aber wenn es darauf an kam dann wußte er immer einen Rat und auch den richtigen Weg.
Ich k철nnte nun hier ein Foto von ihm einstellen, aber das m철chte ich nicht denn auf dem Foto war er schon von Krankheit gezeichnet.
Ich kann Dich gut verstehen, was jetzt wo Du an Deinen Vater denkst in Dir vor geht.
Wenn ich den ab und an, an meinen Vater denke so w체nschte ich, ich k철nnte mich nur noch einmal mit ihm unterhalten, doch das ist nicht
mehr m철glich.
Auch wenn ich mich an so einige schöne Dinge erinnere, denn noch werde ich dann ein wenig traurig.
Gruß Heinz
hallo Nadine (ehemaliges Fettn채pfchen) in unserem familienverbund leben 3x generationen zusammen. großeltern, eltern und kinder. Das ist interessant, weil das in unserer "modernen" Zeit nur noch selten vorkommt. Eigentlich w채re das ja "normal", aber das erleben in dieser Form nur wenige. In meiner Kinderzeit w채re so ein Zusammenleben der Generationen schon deshalb nicht m철glich gewesen, weil die Eltern meiner Mutter nach dem Weltkrieg nach Wuppertal verschlagen wurden und mein Opa dort noch ein paar Jahre ein Notariatsb체ro unterhielt. Die Eltern meines Vaters wohnten weiterhin in Dresden. Aber meine Eltern hatten nach ihrem Theologiestudium ihre erste Pfarrstelle in Quittelsdorf (einer winzigen Dorfgemeinde in Thüringen, die Website ist grottenschlecht gemacht, aber das ist das Dorf, in dem ich die ersten fünf Jahre meines Lebens verbracht habe) übernommen, dort wurden denn auch die ersten drei Kinder geboren. Es wäre zwar in dem großen Pfarrhaus (das übrigens heute zum Verkauf steht, und ich bedaure lebhaft, nicht die nötigen Finanzen verfügbar zu haben) genügend Platz gewesen, aber beide Großelternpaare verfügten noch über genügend Energie, ihre eigenen Haushalte weiterzuführen. Die Großeltern mütterlicherseits konnten, weil sie nun einmal im "Westen" wohnten", auch nur selten zu Besuch kommen, und für die Großeltern väterlicherseits in Dre4sden gabs eine ganz andere Lösung: wir wurden als Kinder ganz einfachin Dresden bei ihnen einquartiert, wenn die Eltern in Urlaub fahren wollten. Es gab eine Ausnahme: eine alte "Tante", die über mehrere Ecken irgendwie mit meiner Mutter verwandt war. Sie war in Magdeburg einmal Lehrerin gewesen, war im Zweiten WEltkrieg "ausgebombt" worden und gehörte bei uns dann eben zur Familie. Sie ist zuletzt knapp hundert Jahre alt geworden, und ich besitze (und benutze) immer noch ihrem uralten Schrank. Insofern kenne ich es wenigstens ungefähr aus meiner Kinderzeit, daß es "drei Generationen" in einem Haushalt geben kann und daß man das als völlig normal empfindet. bei todesfall und den wiederkehrenden ereignissen wie geburtstag und sonstiges 체berkommt uns keine traurigkeit Nein, darum gings mir auch nicht. Die "Trauerarbeit", die wir zu leisten hatten, als mein Vater starb, haben wir vor etwas weniger als 20 Jahren leisten müssen. Das wiederholt sich nicht mehr. Es ist nicht "Trauer", was ich zum Geburtstag meines Vaters empfinde. Es ist eher so etwas wie ein Bedauern darüber, daß ich erst nach seinem Tod gemerkt habe, wieviele Dinge nun unausgesprochen bleiben mußten. wenn nun einer von unseren lieben in eine neues 체berirdisches leben tritt, wissen wir das die person als reisegep채ck uns alle bei sich hat Nimms bitte nicht übel: ich teile diesen Glaubensgrundsatz nicht. Das konnte ich noch nie, und das war auch einer der entscheidenden Gründe, weshalb ich mich schon mit weniger als zehn Jahren entschlossen habe, eben _nicht_ meinem Vater im Berufsweg nachzufolgen. Ich bedaure nur, daà ich es ihm nie wirklich erklären konnte. Aber da spielen in meinem Fall noch sehr viele andere Faktoren eine Rolle. Ich habe diesen Thread gestartet, weil ich neugierig war, ob man über "so etwas" überhaupt sprechen könnte. Irgendwann macht jeder von uns die Erfahrung, daß ein Elternteil (oder jemand ande
AntwortenLöschenhallo ama, bin ich etwa ins Fettn찼pfchen getreten..?
AntwortenLöschenich denke in dieser groupe kann man schon solche texte bringen. die mitglieder hier verf체gen ja in gewisserweise schon 체ber gen체gend lebenserfahrung und wissen das hier eher (... pardon) reifere semester zugegen sind. ich bin natürlich wohl die j체ngste im bunde. (..?) ich mag solche themen sehr. anhand solcher texte erkennt man schon eine wenig den menschen. die art und weise der artikulation. wie mitglider sich auf solche texte einlassen k철nnen. nat체rlich gibt es unterschiedliche meinungen. jeder mensch geht mit seinen verlust individuell um. jeder mensch hat andere interpretationen bez체glich seines n채chsten. (..du und deine schwester z.b.) ich bin nicht katholisch und nicht evangelisch. auch nicht muslime.
ich 체berlege mir nun ob ich mal schreibe wie unsere familie zusammengew체rfelt ist und welche 4 nationen in unserer familie sind. ja. es ist alles eine wenig kommpliziert bei uns. die 4 nationen familie lebt unter einem dach. aber der anhang der einzelnen ist wiederum weiter verzweigt mit weitere nationalit채ten. ja, es wird gut und gern gereist in unseren familienclan. da muà man schon mehrsprachig (min. 5x) sein um mit allen reden zu k철nnen.
aber schluß. das interessiert eh niemanden hier. vielleicht schreib ich mal ein buch. lach... mir ist der faden gerissen. liebe grüße
Nadine (ehemaliges Fettn채pfchen)
nachtrag... meine freundin tritt mir gerade auf meine füße und droht mit chocoladenendzug. wir leben nicht mit nur 4 nationen zusammen sondern mit 5. meine freundin ist ja deutsch. manno, wie kann ich das nur vergessen..? sie denkt, redet und lebt franz철sisch. das deutsche merkt man kaum noch. und das nach nur ca. 3 ans. et salut
AntwortenLöschenNadine........hallo dazu muss ich bemerken dass ich viele deutsche hier kenne, die nach mehr oder weniger 50 jahren im ausland lebend, heute deutscher sind als die meisten deutschen....;-))) (am schlimmsten sind die an nichts im lande gefallen finden.......aber doch nicht nach De zurueck ziehen...........lol ....( ich rede nihct mal vom presidenten..) naja verrueckte menschen viele gruessse charlotte
AntwortenLöschenHallo Amadeus, Heinz, Nadine, Ich m철chte hier in keinster Weise Eure Beitr채ge relativieren, im Gegenteil. Ich wollte etwas eingehen auf das was Nadine und Charlotte noch hinzugef체gt haben, als halber Franzose, halber Belgier und fast halber Deutscher, was schon rein rechnerisch nicht geht. Ich war schon mal 22 Jahre in DE und werde demn채chst wieder dorthin ziehen in der N채he meiner T철chter. Salut ebenfalls, auch an Charlotte Gil
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