Sonntag, 16. April 2006

Ostergedicht

 

(Johann Wolfgang von Goethe, Faust I gefunden v.Caramia)

Vom Eise befreit sind Strom und B채che
Durch des Fr체hlings holden, belebenden Blick,
Im Tale gr체net Hoffnungsgl체ck;
Der alte Winter, in seiner Schw채che,
Zog sich in rauhe Berge zur체ck.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnm채chtige Schauer k철rnigen Eises
In Streifen 체ber die gr체nende Flur.

Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen daf체r.

Kehre dich um, von diesen H철hen
Nach der Stadt zur체ck zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.

Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger H채user dumpfen Gem채chern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und D채chern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrw체rdiger Nacht,
Sind sie alle ans Licht gebracht.

Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die G채rten und Felder zerschl채gt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken 체berladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.

Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich h철re schon des Dorfs Get체mmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!

 

 

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