Mittwoch, 2. August 2006

Praeludium

Zwar fehlts mir am Tischtuch, am weißen, jedoch eine rote
Kerze, die steht schon in Flammen. Und nun in die K체che:
Da hab ich die Kr채uter nach ihren Namen geordnet
Liebstock und Boretsch und Majoran, etwas Beifuß
Zwiebeln auch, und Salbei, und f체nf Zehen Knoblauch -
Reichlich eine Handvoll; das alles zusammen
Wartet erst auf seinem Tellerchen, bis es im Kochtopf
Vertaucht werden kann, und mir die Br체he
Verfeinern hilft. Einige Teile Femur vom Rind
- wenn auch der Fleischer nur Markknochen sagte -
Kochen schon lang vor sich hin. Aber auch wieder
Zu lange nicht. Jetzt also die Kr채uter. Nur wenig
Salz noch, und eine Messerspitze Muskat, und den Deckel
Dar체ber, so wird das schon werden. Aber die Zehen
Knoblauch, die waren sehr groß, an den Fingern
Haftet das, also absp체len. Und noch ein halbes
Glas Rotwein zuvor. Den L철ffel, den Teller hin체ber
Getragen und neben die Kerze plaziert und vom Stuhl fort
Die B체cher genommen. Das w채rs dann. Noch eine
Musik? Warum nicht. Nur jetzt nicht Bach oder Mozart...
Habs schon gefunden: Michal Urbaniak, den ich gesehen
hab einmal in Warschau, der sch철nen Stadt meiner jungen
Jahre, die nun versunken sind -
Macht nichts. Auch das Kopfsch체tteln aus einem Lehrbuch
- wegen der Fettaugen auf meinem Teller - k체mmert mich heute
Nicht gar so sehr. Ein oder zwei Äpfel ergänzen
Jedoch das Stilleben gut auf dem Tisch, wenn es dar체ber
Dampft jetzt. Ach ja. Und nur eines noch bliebe zu fragen:
Warum da kein Gast ist, mit dem ich Gespr채che
zu f체hren hab 체ber:

7 Kommentare:

  1. *l채chel*   Und nur eines noch bliebe zu fragen: Warum da kein Gast ist, mit dem ich Gespr채che zu f체hren hab 체ber:   dem ist nicht so amadeus!   denn:   betrachte alle leser hier als "gast_mit_dem_gespr채che_gef체hrt_werden_k철nnen_체ber . . . "   dann ist dein pr채ludium eine tolle einladung zu gespr채chsrunden in gem체tlicher runde und entspannter atmosph채re   ich freu mich drauf!   du kochst eine feine gem체sesuppe? hmmmmmmmmmmmmmmmm, das duftet!   liebe grüße von susanne

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  2. schmunzel....... so wirklich gedanklich nachvollziehbar     Warum aber beginnst du immer mit einem Großbuchstaben eine Zeile? Was f체r ein Sinn steckt dahinter? - hat dies eine besondere Bedeutung?   lg und fr철hlich dabei vom ollen Cowboy

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  3. *l채chel*:   ich wette, das macht "word" cari챰a   Und nur eines noch bliebe zu fragen: Warum da kein Gast ist, mit dem ich Gespr채che zu f체hren hab 체ber:   dann lasst uns 체ber word sprechen *g*   besonders schwer fiel mir immer als jugendlicher, den unterschied zwischen w철rtern und worten zu erfassen   w철rter - bla bla bla bla   worte - "Zwar fehlts mir am Tischtuch, am weißen, jedoch eine rote Kerze, die steht schon in Flammen"   sprechen wir 체ber word oder wort oder das RECHTE . . . . am rechten platz -   ich verstand auch nicht, cari챰a, warum das praeludium nicht mehr anklang fand   vllt jetzt? alles unter dem himmel hat seine zeit > ein WORT!   liebe grüße von susanne

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  4. ...... Susanne - ich glaub einfach, das Amadeus da aber aufgepasst hätte - ich glaub der macht nichts willkürlich sondern immer bewußt - selbst Fehler macht der Kerle bewußt........sfg Muß er aber auch - weil er ja so gern verteilt.......schmunzel   Also f체r mich is das ein Gedicht - einfach ein sch철nes Gedicht - und beim Lesen war mir als ob ich die Suppe riechen k철nnte - glatte Einbildung nat체rlich - aber genau solche Gedichte mag ich *zum Fressen gern* ....lach   Liebe fröhliche Grüße an dich zurück Susanne - na mal gucken wann Amadeus reagiert - der pflückt sicher wie wild Hollunderbeeren.....  Guts Nächtle

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  5. wow, Cari ....   ich glaub der macht nichts willkürlich sondern immer bewußt - selbst Fehler macht der Kerle bewußt   Hast mich aber 체ber die Jahre gut kennengelernt, gelle?   der pfl체ckt sicher wie wild Hollunderbeeren   Nö. Die sind ja noch nicht reif. In zehn Tagen muß ich erstmal ins Osterzgebirge fahren und (süße) Ebereschen ernten. Da gibts einen Freund, mit dem ich mal zusammen studiert habe, der war zwischendurch mal chirurigischer Oberarzt in Dippoldiswalde, dann war er eine Zeitlang Allgemeinmedizinmann in der Südsee (jawohl, der hats geschafft, für drei Jahre nach Vanuatu zu verschwinden), dann war er ein Jahr lang Chirurg in Afrika (in Tansania), und jetzt ist er halt Gefängnisoberarzt im größten deutschen Gefängnis in Dresden. Und der versteht was vom Holunder, und von den Ebereschen, und von den Pilzen, und vier Kinder hat er auch, und eine Frau (in die ich immer noch verliebt bin, er hat sie mir bloß vor 30 Jahren weggeschnappt)  ... du verstehst, daß man so einen Kumpel ab und an besuchen muß (unser syrischer Freund kommt auch mit)?   Aber in diesem Jahr wird der Holunder wohl so ungefähr ab 5. September erntefähig sein. Du mußt halt vorbeigeritten kommen und bei der Ernte helfen, ein Glas Holudersaft gibts als Entlohnung gratis ...   Fühl dich mal ein bißchen ganz doll gedrückt, Herzchen.

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  6. also Susanne ....   ich wette, das macht "word" cari챰a   Wie kommst du nur auf so eine Idee? Ich habe gar kein Word auf meinem Betriebssystem. Ich habe ja gar kein Microsoft-Dingensbumens, sondern ich benutze meistens FreeBSD als Betrtiebssystem, und da gibts nun einmal kein "Word". Tststststs. Das hättest du aber längst wissen können. Und wenn Word mir sowas vorschreiben hätte wollen wollen - dann hätte ich das ja aus lauter Opposition längst abgeschaltet. Also neee, Hexlein, du mußt dir mal eine neue Glaskugel besorgen   Neinneinnein, das hat schon  seinen Sinn, daß ich in so einem vor allem auf die Rhythmik bauenden Gedicht das erste Wort einer Zeile immer groß schreibe.

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  7. ach, nochwas, Sanne ...   Zwar fehlts mir am Tischtuch, am weißen, jedoch eine rote   Sprich diese Zeile mal einfach laut vor dich hin. Achte auf die Betonungen - ich hab sie im Zitat mal fett hervorgehoben. Wir haben doch hie und da schon 체ber Alexandriner und Versformen und Rhythmik geredet. Findest du das jetzt?   Ich bin halt selbst in solchen scheinbar leicht eingängigen Versen ein sehr sprachbewußter Bastler. Wenn es keinen Reim gibt, so gibt es wenigstens einen eingängigen Rhythmus. Und _das_ hatte ich mal zur Debatte stellen wollen. Gedichte sind nicht nur dann Lyrik, wenn sie Schüttelreime in sich tragen.   Na gut, nach dieser Einführung schreib ich mal noch eines her, das auch mit dem August zu tun hat (aber kein "spezifisches" Augustgedicht ist, also nicht zu dem "Notizen"-Thread gepaßt hätte). Vielleicht fällt dir auf, daß es da ein paar Hexameter/Pentameter drin gibt:   Choriner Musiksommer   M채rkische Gotik. Gew철lbtes hoch 체ber den Lauschenden.
    Manchmal im Gras oder manchmal auf B채nken im Innern
    Saßen Zwölfjährige. Kinder im Sommer, ich galt als
    Deren Erzieher. Und kam auch allein, als ob zuf채llig warte
    Hier die vergessene Freundin. Ihr L채cheln in klingender Helle -
    Einmal bemerkte ich Tauben und h철rte die taktlosen Fl체gel
    Mozart versimpeln. Ein Sperber hing deutlich im Dunstblau.
    Nachtschatten, winzige Bl체ten, fand ich am Rand einer Mauer.
    Lauter Verflochtenes. Pfeifenrauch l철st sich von Lippen.

    Weiß jemand von Mönchen? Musik wäre hier Blasphemie einer Geißel -
    Den Rücken krümmte ich, schloß meine Hände.
                                                                       Ich sitze am Schreibtisch.
    W채hrend ein Cello 체ber den Zuh철rern w채chst, a-moll, Schumann,
    E.T.A. Hoffmann Es-Dur, ich h철rs gut und w체nsche noch Klarheit.
    Ach, was denn sonst. Jazz, dieser sprengende Hinwurf. Mich spielt das
    Und nicht meine Aufhebung. Jubel, und deutlich vernehmbar,
    Wie es geschrieben steht. G체ltiges findet hier statt
    Und das Klsoter f체llt sp채t, da ich schreibe, das Dunkel
    Auch meines Abends, das Gras richtet sich wieder auf.
      Mitten im Tag aber fr철stelte mich. Und es waren sehr Viele
    Gekommen mit meiner Erwartung und wieder gegangen,
    L체ckenlos wieder gegangen, um n채chstens ihr Tagwerk
    Wieder zu treiben - erfreulich gest채rkt so.
      Das h채tte ich loben wollen. Und schlang meine Arme
    Um mich und h채tte doch besser die H채nde ge철ffnet.
    Gesenkten Kopfs saß ich im Gras unauffällig.
    Mein Platz war: wo Jubel zu klingen anhebt, da verstand ich

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