Dienstag, 7. August 2007

Der eigene Wein

so, Leute ...
 
unl채ngst hatte ich ja schonmal schamhaft mein Weinregal vorgestellt. Aber jetzt interessiert mich das wirklich: hat es irgendjemand schonmal mit dem eigenen Wein probiert? Und wenn nicht, warum fangt ihr dann nicht endlich mal damit an?
 
Ich mache das schon seit inzwischen ungefähr 30 Jahren. Angefangen hat das allerdings mal mit einem Betriebsunfall - ich wollte damals gar keinen Wein machen, sondern Saft, und der fing dann nach paar Tagen von alleine zu gären an. Aber längst ist es tatsächlich so, daß ich überhaupt keinen Wein mehr kaufe (Bier fällt eh raus, da trinke ich alle halbe Jahre mal ein Glas, wenn mich jemand in eine Kneipe einlädt und das bezahlt). Demzufolge bin ich auch kein "Kenner", der bei einer Weinprobe sofort herausschmeckt, wo die Rebe nun gestanden hat.
 
Aber wenn es um Holunder oder Hagebutten, Sauerkirschen, Johannisbeeren oder Rhabarber geht, bin ich ganz gut und habe auch schon aus Bananen, Mahonien, Sanddorn und L철wenzahnbl체ten wundervolle Weine gemacht.
 
Es gibt da eine ganz einfache Rechnung: wenn ich 30 Liter Wein machen möchte, kostet mich das 6 Euro für Zucker und zwei Euro für die Hefe. Zusätzlich natürlich jede Menge Arbeit (besonders mit Schwarzem Holunder). Als "Preis" kommt aber letzten Endes heraus, daß eine 0,75-Liter-Flasche (wie man sie im Handel bekommen könnte) ungefähr 25 Cent kostet - und erstens sehr gut schmeckt und zweitens gar nicht an einem Tag ausgetrunken werden kann, weil schon zwei Gläser ausreichen, um die nötige "Bettschwere" zu erhalten. Das meiste werden bei mir Dessertweine mit 15 bis 16 Vol% Allohol.
 
Und jetzt geht es ja langsam wieder los, daß die Wildfrüchte reifen. Sauerkirschen, Stachelbeeren, Rhabarber - deren Zeit ist schon beinahe wieder vorbei, aber der Holunder wird jetzt reif, und die ersten Hagebutten färben sich rot. In diesem Jahr alles ein bißchen früher als normalerweise.
 
Naja, ich will euch ja nicht alle unbedingt zum Wein 체berreden. Holunder kann man auch zu einem wundervollen Saft verarbeiten oder Marmelade draus machen. Und Hagebutten lassen sich auch für Tee verwenden (man sollte die getrockneten Sachen, die es manchmal gibt, nie kaufen, wenn man die Alternative hat, sich selber welche aus der "Natur" zu holen) und Edelebereschen ergeben eine großartige Marmelade.
 
Kurz: ich habe zwar etwas provokativ mit dem Wein angefangen, aber eigentlich möchte ich nur, daß ihr nicht nur zum Fotografieren (was übrigens ausdrücklich erwünscht ist) mal in der Natur herumstolpert, sondern erzählt, was ihr alles da finden könnt und für verwendbar haltet. Aus Kamille oder Beifuß kann man zwar keinen Wein machen, aber das gibts auch - und woher soll man schon Sauerampfer für den Salat holen, wenn nicht von irgendeiner Waldwiese?
 
Das einzige, worum ich bitte, ist: bei einer solchen Themenstellung darf man auf gar keinen Fall in die Versuchung geraten, jetzt auf einmal von "naturnaher Medizin" zu schwärmen oder nach der Gesundheit in den ganzen Schätzen zu suchen. Was an den Früchten und Kräutern im wesentlichen gesund ist, ist die Tatsache, daß man, um sie zu holen, ein paar Stunden auf Wiesen oder im Wald herumtoben und manchmal sogar etwa arbeiten muß. Der Holunder enthält zum Beispiel nur ganz wenige Vitamine, aber er ist trotzdem sehr gesund, weil es Mühe macht, ihn zu ernten und man sich dazu ein paar Stunden an freier Luft aufhalten muß.

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