Sonntag, 8. Mai 2005

Abschied

                      

Der Abschied

Laß mein Aug den Abschied sagen,
den mein Mund nicht nehmen kann!
Schwer, wie schwer ist er zu tragen!
Und ich bin doch sonst ein Mann.

Traurig wird in dieser Stunde
selbst der Liebe süßtes Pfand,
kalt der Kuß von deinem Munde,
matt der Druck von deiner Hand.

Sonst, ein leicht gestohlnes M채ulchen,
o, wie hat es mich entz체ckt!
So erfreuet uns ein Veilchen,
daß man früh im März gepflückt.

Doch ich pfl체cke nun kein Kr채nzchen,
keine Rose mehr f체r dich.
Fr체hling ist es, liebes Fr채nzchen,
aber leider Herbst f체r mich!

(Johann Wolfgang von Goethe)

 

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