hallo,
ich bin mir nicht sicher, ob ich hier schonmal irgendwas von meinen Spatzen erzählt habe. Um es kurz zu machen: ich habe diese Wohnung seit September 1994, und bereits im Frühsommer 1995 fiel mir auf, daß unmittelbar unter meinem Wohnzimmerfenster offenbar eine Spatzenfamilie in einem Nest in der Krümmung der Dachrinne wohnt. Im Sommer, bzw. sobald die Außentemperaturen es zulassen, halte ich nun meine Fenster grundsätzlich ganztägig offen. Und irgendwann einmal passierte es, daß ein neugieriges Spatzenkind durch mein sperrangelweit geöffnetes Fenster hereingeflattert kam und irgendwie entweder zu erschöpft oder zu klug war, um vor mir Reißaus zu nehmen. Es bleib einfach auf dem inneren Fensterbrett sitzen.
Später gab es Sommer, in denen die gesamte Spatzenfamilie meinte, daß sie sich vor mir nicht fürchen brauchten - womit sie zweifellos recht hatten. Das ging so weit, daß sie mir ein paarmal hereingeflogen kamen und sich auf den oberen Monitorrand setzten, während ich nur ein paar Zentimeter tiefer fleißig irgendwas getippt habe. Na gut, ich gebe zu, ich habe mit ein paar leckeren Weizenkörnern nachgeholfen. Und ich gebe auch zu, daß ich keine Ahnung habe, ob das nun Vater/Mutter/Kind oder etwa Großvater/Urenkel/Ururenkel waren.
So, und nun, während des Sturms, hat es mir offenbar, als ich grade noch am Abend einkaufen war, das Fenster aufgedrückt. Ich habs erst gemerkt, als ich wieder mit zwei Tüten nach Hause kam und hab das Fenster natürlich sofort ordentlich zugemacht. Sehr spät am Abend hat es irgendwo ein bißchen geraschelt, aber ich dachte, das wäre auch wieder nur ein bißchen Wind gewesen.
Gestern mittag raschelte es wieder. Da war ja nun der Sturm vorbei, also hab ich versucht nachzuschauen. Nix zu finden. Aber am späten Nachmittag krachte irgendwas gegen mein Fenster. Wieder nix zu finden. Bis schließlich nach vielleicht einer halben Stunde plötzlich ein Spatz auf meinem Monitor saß und mich mit seinen dunklen Kulleraugen ankuckte.
Was macht man da?
Ich hatte in einem Schüsselchen in meiner Küche noch ein paar getrocknete Hagebuttenkerne, die sowieso als Vogelfutter vorgesehen waren. Also habe ich ein paar in die Hand genommen, und mein Spätzlein kam auch artig auf die Hand, knabberte eines davon an und fing an, zu "erzählen" - also dieses relativ leise Tschilpen. Schwups, prompt flatterten noch drei weitere Spatzen aus irgendwelchen Ecken hervor (ich habe noch einen sehr dicht bewachsenen Blumenkasten) und wollten offensichtlich auch was zu essen haben. Und als sie das bekommen hatten, flattertern sie wie auf Befehl alle vier auf das Fensterbrett innen vor dem grade geschlossenen Fenster. Jetzt wollten sie offenbar wieder raus, die Gefahr war ja vorüber. Also hab ich das Fenster aufgemacht. Sehr eilig hatten sie es nicht; eienr flog mal kurz für ein paar Minuten raus, um nachzuschauen, die anderen blieben sitzen. Dann kam er wieder, es gab ein paar Sekunden einen lebhaften "Tschilp"-Dialog, und daraufhin haben sie wohl beschlossen, daß sie wieder in ihre eigene Wohnung zurückkehren könnten. Ein kurzes Flattern, weg waren sie. Nicht ohne mir was auf dem Fensterbrett "hinterlassen" zu haben 
Es kann sich nach mehr als zehn Jahren eigentlich nicht mehr um die Spatzen handeln, die als allererste mal hereingeflattert kamen und erschrocken wieder kehrt machten. Vielleicht haben sie ihren Kindern und Enkeln erzählt, daß das ungefährlich ist. Vermutlich haben sie jetzt einfach bloß ein "Loch" gesucht, in dem es nicht gar so windig wie in ihrer eigenen Wohnung war, und sind deshalb in mein Zimmer geflogen. Das ist mir ziemlich egal. Ich habe mich nur daran gefreut, wie diese Federbällchen mir ein paar Hagebuttenkörner aus der Hand gepickt haben und sich danach auf dem Fensterbrett so niederließen, als ob sie mich bitten wollten, doch das Fenster aufzumachen.
Vielleicht kommen sie oder ihre Kinder ja im Sommer wieder herein und schauen mir beim Arbeiten am Computer zu ...
hallo Amadeus, ich weiss von Deiner Spatzenfamilie, in wievielter Generation - keine Ahung, aber dass Du so liebevoll mit dem Federvieh, die auch Gottes Gesch철pfe sind, umgehst, rechne ich Dir hoch an. Es zeigt mir, dass Du ein gef체hlsvoller Mensch bist; ob Du Dich nun brummelig als Tarnung zeigst oder nicht, im innersten Kern bist Du ein liebensw체rdiger , feinf체hliger Mensch. Denn, wer Tiere liebt, liebt auch Menschen, obwohl diese Tatsache auch mir sehr schwer oft f채llt; denn bei mir kommt erst das Tier, dann der Mensch und zum Schluss, liebe ich sie beide...**gg** ich denke, Du verstehst mich. Liebe Grüße Heidi
AntwortenLöschenjo so hat jeder seinen vogel amadeus seine spatzen connie ihre kr채hen http://groups.msn.com/FamilieMata/general.msnw?action=get_message&mview=0&ID_Message=1819&LastModified=4675478579165821849 gruss connie
AntwortenLöschenHallo Ama ich finde deine Spatzengeschichte echt schön- du hast alles so bildlich- und einfühlsam erzählt, dass es mir nicht schwer fällt das kleine Schauspiel nachzuvollziehen. Ich würde mich freuen, wenn du uns wieder einmal über " Familie Spatz" etwas "piepsen" kannst- ich will sagen, wenn sie dich wieder besuchen ... Liebe Grüsse elischeba
AntwortenLöschenhallo, naja, nach "Kyrill" haben sie sich ja wieder in ihre eigene Wohnung unter der Dachrinne verzogen, und da kann ich weder reinschauen noch eventuell ein Foto machen (kann ich sowieso nicht, weil ich keinen Fotoapparat habe). Und seit gestern mittag gibt es ja nun auch bei uns in Berlin-Mitte doch noch Schnee. Im Moment sehe ich bloß noch an den Spuren im Schnee auf meinem Fensterbrett draußen, daß sie nachkucken kommen, ob ich vielleicht ein paar Körner, Brotkrümel oder alte Spaghetti auf ihr Futterbrett getan habe. Spaghetti mögen sie sehr, aber gefroren dürfen sie nicht sein. Das Fenster ist zur Zeit sowieso zu, aber auch sonst haben sie mich im Winter noch nie besucht.
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