Notizen zum Monat
|
Im altrömischen Kalenderjahr, das mit dem März begann, war der Juli der fünfte Monat und hieß ursprünglich "Quintilis" (lateinisch "quintus" = fünf). Dieser Name wurde später, als das Jahr auch im römischen Kalender schon zwölf Monate hatte, durch "Julius" ersetzt - zu Ehren des Politikers und Feldherrn Gaius Julius Cäsar. Gründe für die Umbenennung dürften neben den politischen Taten Cäsars gewesen sein, daß sein Geburtstag in diesen Monat fiel und - vor allem - daß ihm dadurch als "Kalender-Reformer" ein Denkmal gesetzt werden sollte. Denn Julius Cäsar hatte mit der ab 45 v. Chr. geltenden Reform ("Julianischer Kalender") das damalige kalendarische Wirrwarr geordnet.
Juli bedeutet Sonnenhitze, dr체ckende Schw체le, Gewitter, Hochsommer, Erntesaison in der Landwirtschaft. Besondere weltliche Feiertage kennt der Juli nicht - die l채ndlich-b채uerliche Bev철lkerung fr체herer Jahrhunderte hatte genug mit der anstehenden Ernte zu tun und keine Zeit f체rs Feiern. Die Heuernte wurde eingebracht, was zur deutschen Bezeichnung "Heumonat" f체hrte.
Und wer nicht im Landleben verwurzelt ist, kann auch ohne "offizielle" Feiertage sein Vergn체gen finden: sommerliche Badefreuden, Grillparties, Sommerfeste, Kirmesveranstaltungen, Urlaub - Gelegenheiten gibt쨈s genug!
Kirchliche Feiertage und damit verbundenes Brauchtum sind im Juli ebenfalls knapp bemessen. Einzig das im katholischen und evangelischen Kalender stehende Fest "Mari채 Heimsuchung" am 2. Juli ragt heraus. Inhalt des Festes eine Woche nach dem Geburtsfest Johannes des T채ufers ist eine Begegnung zwischen Maria und ihrer Verwandten Elisabeth, als diese mit Johannes schwanger war. Vom 24. Juni bis zum 2. Juli wurde in Schwaben das Johannisfeuer jeden Abend neu entz체ndet, ein letztes Mal als Marienfeuer.
Der Name "Hundstage" für die oft drückend heiße Zeit Ende Juli/Anfang August hängt mit uralten astronomischen Beobachtungen zusammen. Benannt sind die Hundstage nach dem Orion-Sternbild "Canicula" ("Großer Hund"). Dessen Hauptstern ist Sirius, der "Hundsstern". Im alten Ägypten tauchte er am 19. Juli leuchtend wieder am Morgenhimmel auf als Künder von Hitze und fruchtbringenden Überschwemmungen. Das markierte den Beginn des Jahres. Bis zum 20. August stand der "Große Hund" am Himmel. Im Lauf der Jahrtausende verschob sich das um einige Tage: Als der Zyklus des Sternbilds "Großer Hund" in unseren Kalender kam, leuchtete es vom 23. Juli bis zum 24. August, inzwischen taucht es erst im August auf.
Dennoch: Die Hundstage, wie sie im deutschen Sprachgebiet seit dem 15. Jahrhundert heißen, werden hierzulande nach wie vor vom 23. Juli bis zum 24. August gezählt. Sie stehen für heiße Temperaturen - und das, obwohl die größte Hitze bei uns schon ab dem 10. Juli herrscht.
Hildegard von Bingen sieht den Juli als Monat der Kraftentfaltung, in zerstörerischer wie in aufbauender Weise: Sonne dörrt aus und läßt reifen - ähnlich dem Menschen im Vollbesitz seiner Kräfte, der mit starken Armen verantwortungsbewußt zupackt:
"Der siebente Monat brennt in voller Sonnenglut und hat gewaltige Kräfte in sich. Er macht die Früchte reif und trocknet sie. Mit seinem zwischen Dürre und Regenfluten schwankenden Wetter ist er voll Leidenschaft. Auf eine ähnliche Weise sind die Gelenkverbindungen der Arme stark, und zwar durch die Schultern und Hände, mit denen der Mensch alle notwendigen Verrichtungen faßt und verbindlich festhält. ... Er bedenkt alle Lebensbelange so vorbildlich, wie sich auch die Früchte in diesem Monat auf ihren Kern zusammenziehen. ... Kraft der sieben Gaben des Heiligen Geistes und mit Hilfe seiner fünf Sinne beginnt daher der Mensch seinen Weg und vollendet mit ihnen sein Werk, wie auch der siebente Monat alle Früchte der Erde vollkommen macht. ... Darin besteht die einzige Freude der Seele, immer und immer zu überlegen, wie der Mensch in seine ewige Heimat gelangt."
Sommerlied Geh aus, mein Herz, und suche Freud
AntwortenLöschenIn dieser lieben Sommerzeit
An deines Gottes Gaben;
Schau an der sch철nen G채rten Zier
Und siehe, wie sie mir und dir
Sich ausgeschm체cket haben. Die B채ume stehen voller Laub,
Das Erdreich decket seinen Staub
Mit einem gr체nen Kleide;
Narcissus und die Tulipan,
Die ziehen sich viel sch철ner an
Als Salomonis Seide. Die Lerche schwingt sich in die Luft,
Das T채ublein fleugt aus seiner Kluft
Und macht sich in die W채lder;
Die hochbegabte Nachtigall
Ergetzt und f체llt mir ihrem Schall
Berg, H체gel, Tal und Felder. Die Glucke f체hrt ihr V철lklein aus,
Der Storch baut und bewohnt sein Haus,
Das Schw채lblein speist die Jungen;
Der schnelle Hirsch, das leichte Reh
Ist froh und k철mmt aus seiner H철h
ins tiefe Gras gesprungen. Die unverdroßne Bienenschar
Fleucht hin und her, sucht hie und dar
Ihr edle Honigspeise.
Des süßen Weinstocks starker Saft
Bringt t채glich neue St채rk und Kraft
In seinem schwachen Reise. Paul Gerhardt
boah, Sanne ... wenn du so ein schweres Geschütz wie Paul Gerhardt auffährst (übrigens: was weißt du über den, und ist dir bekannt, wann, wie und unter welchen Umständen dieses Lied entstanden ist?), bin ich sprachlos und stelle hier kein eigenes Juli-Gedicht herein. Jetzt mußt du warten, bis es August wird. Und wehe, du bist wieder vorlaut, grrrrrrr
AntwortenLöschenmein lieber amadeus, vorlaut war und bin ich immer *l채chel* und du kannst knurren, wie du willst, ich sage dir trotzdem, dass ich ein juli-gedicht von dir erhoffe!!! erhoffe! NICHT verlange - also bleibt die wahl dir nat체rlich frei *g* - denn du musst angesichts paul gerhardts bestimmt nicht sprachlos werden. nat체rlich ist mir der hintergrund bekannt - mir war halt so nach lilianes wundersch철nen "juli-notizen" nach einem sommerlied - und wer hat sch철nere als paul gerhardt - ich liebe besonders dieses, von dem ich ja nur eine kleine auswahl an versen kopiert habe was mich an paul gerhardt fasziniert ist die tatsache, dass er in zeiten größter not und in krieg und tod den menschen mit seinen natur-malenden worten immer wieder mut macht, das schöne dieser welt zu sehen und zu genießen, bewundernd gottes schöpfung zu erkennen und anzunehmen wer mehr 체ber paul gerhardt lesen m철chte, ist mit diesem link gut bedient, glaub ich: Mit seinen Liedern leistete Paul Gerhardt einen entscheidenden Beitrag dazu, daß die Menschen der damaligen Zeit, denen der Dreißigjährige Krieg bis dahin ungekanntes Leid und Elend gebracht hatte, nicht einer Agonie und Verzweiflung das Wort redeten.
AntwortenLöschenDer Grundtenor seiner Lieder ist der Dank an Gott, der Menschen mit seiner Gnade und Liebe begegnet und sie aktiviert.
In diesen Zusammenhang gehört auch seine zum Volkslied gewordene Dichtung »Geh aus, mein Herz, und suche Freud«. Angesichts des ungeheuren Leides, das durch den Dreißigjährigen Krieg verursacht worden war (z. B. kamen etwa 50 Prozent der märkischen Bevölkerung während dieses Krieges um), wird dem Menschen auch in diesem Lied die durch Gottes Wirken bestimmte Natur modellhaft für neues Werden, für Zukunft, deutlich vor Augen gestellt:
»Schau an der schönen Gärten Zier
Und siehe, wie sie mir und dir
Sich ausgeschmücket haben.
Der Weizen wächset mit Gewalt,
Darüber jauchzet Jung und Alt
Und rühmt die grosse Güte
Des, der so überflüssig labt
Und mit so manchem Gut begabt
Das menschliche Gemüte.«14) Daraus kann der Mensch betend die Hoffnung und Gewißheit schöpfen:
»Hilf mir und segne meinen Geist
Mit Segen, der vom Himmel fleusst,
Dass ich dir stetig blühe!
Gib, dass der Sommer deiner Gnad
In meiner Seelen früh und spat
Viel Glaubensfrücht erziele.«15)</su
naja, Susanne, "in Zeiten größter Not" ist etwas blaß formuliert. Die Schweden hatten grade seine Frau und drei seiner Kinder abgemurkst und sein Haus in Brand gesteckt, als er dieses "Geh aus, mein Herz" schrieb. Das Liederschreiben war für Paul Gerhardt sowas wie Konfliktbewältigung bzw. Trauerarbeit. Es gibt noch einige weitere Lieder Paul Gerhardts, die zumindest zeitweise Volkslieder wurden - wir würden sowas heute wohl Hit nennen. Ihre Verbreitung beruht nicht zuletzt darauf, daß sie sehr schnell ins EKG (Evangelkisches Kirchengesangbuch) Aufnahme fanden und einfache, aber leicht eingängige Melodien erhielten. Ein anderer, zeitweilig sogar populärerer Liederdichter derselben Zeit war übrigens Simon dach - von dem sich allerdings kaum mehr als "Ännchen von Tharau" dauerhaft erhalten hat.
AntwortenLöschenEin anderer, zeitweilig sogar populärerer Liederdichter derselben Zeit war übrigens Simon dach - von dem sich allerdings kaum mehr als "Ännchen von Tharau" dauerhaft erhalten hat. Das"Annchen von Tharau", d.h. die Übersetzung von Johann Gottfried Herder ist den meisten geläufig. Von der Originalfassung kenne ich nur die ersten Strophen, wer kann sie vervollständigen? Anke van Tharaw öß de my geföllt, Se öß mihn Lewen, mihn Goet on mihn Gölt. Anke van Tharaw heft wedder eer Hart Op my gerichtet 철n L철w쨈on 철n Schmart. Anke van Tharaw mihn Rihkdom, mihn Goet, Du mihne Seele, mihn fleesch on mihn Bloet. Qu철m쨈aller Wedder glihk 철n oons tho schlahn, Wy syn ges철nnt by een anger tho stahn. Kranckheit, Verf채lgung, Bedr철fnis on Pihn, Sal unsrer L철ve Vern철ttinge syn.
AntwortenLöschenhallo f체xchen, erstmal: die Sprache ist samländisch. Herder hat sich durch viele Übersetzungen verdient gemacht. Vollständig lautet der originale Text so: Anke van Tharaw öß, de my geföllt,
AntwortenLöschenSe öß mihn Lewen, mihn Goet on mihn Gölt.
Anke van Tharaw heft wedder eer Hart
Op my ger철chtet 철n L철w' on 철n Schmart.
Anke van Tharaw mihn Rihkdom, min Goet,
Du mihne Seele, mihn Fleesch on mihn Bloet.
Qu철m' allet Wedder glihk 철n ons tho schlahn,
Wy syn ges철nnt by een anger tho stahn.
Kranckheit, Verf채lgung, Bedr철fn철s on Pihn,
Sal vnsrer L철ve Vern철ttinge syn.
Recht as een Palmen-Bohm 채ver s철ckt st철cht,
Je mehr en Hagel on Regen anf철cht. So wardt de Löw' ön onß mächtich on groht,
D철rch Kryhtz, d철rch Lyden, d철rch allerley Noht. W철rdest du glihk een mahl van my getrennt,
Leedest dar, wor 철m dee S철nne kuhmt kennt; Eck w철ll dy f채lgen d철rch W철lder, d철rch M채r,
Dörch Yhß, dörch Ihsen, dörch fihndlöcket Hähr. Anke van Tharaw, mihn Licht, mihn S철nn,
Mihn Leven schluht 철ck 철n dihnet hen철nn. Wat 철ck geb철de, wart van dy gedahn,
Wat 철ck verb철de, dat l채tstu my stahn. Wat heft de L철ve d채ch ver een Bestand,
Wor nich een Hart öß, een Mund, eene Hand? Wor 철m s철ck hartaget, kabbelt on schleyht,
On glihk den Hungen on Katten begeyht. Anke van Tharaw dat war wy nich dohn,
Du b철st mihn D체hfken my Schahpken mihn Hohn. Wat 철ck begehre, begehrest du ohck,
Eck laht den Rack dy, du l채tst my de Brohk. Dit öß dat, Anke, du söteste Ruh'
Een Lihf on Seele wart vht 철ck on Du. Dit mahckt dat Lewen tom H채mmlischen Rihk,
D철rch Zancken wart et der Hellen gelihk.
oh sch철n ama! und hier dazu aus der heimatstadt simon dachs: kleip챔da (vormals memel - die heimatstadt auch meines vaters) die 체bersetzung des liedes ins hochdeutsche: Ännchen von Tharau ist's, die mir gefällt, Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld. Ännchen von Tharau hat wieder ihr Herz Auf mich gerichtet in Lieb und in Schmerz. Ännchen von Tharau, mein Reichthum, mein Gut, Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut! K채m alles Wetter gleich auf uns zu schlahn, Wir sind gesinnet bei einander zu stahn. Krankheit, Verfolgung, Betr체bnis und Pein Soll unsrer Liebe Verknotigung sein. Recht als ein Palmenbaum 체ber sich steigt, Je mehr ihn Hagel und Regen anficht; So wird die Lieb' in uns mächtig und groß Durch Kreuz, durch Leiden, durch allerlei Noth. W체rdest du gleich einmal von mir getrennt, Lebtest, da wo man die Sonne kaum kennt; Ich will dir folgen durch W채lder, durch Meer, Durch Eisen, durch Kerker, durch feindliches Heer. Ännchen von Tharau, mein Licht, meine Sonn, Mein Leben schließ' ich um deines herum. Was ich gebiete, wird von dir getan, Was ich verbiete, das läßt du mir stahn. Was hat die Liebe doch f체r ein Bestand, Wo nicht ein Herz ist, ein Mund, eine Hand? Wo man sich peiniget, zanket und schl채gt, Und gleich den Hunden und Katzen begeht. Ännchen von Tharau, das wolln wir nicht tun; Du bist mein T채ubchen, mein Sch채fchen, mein Huhn. Was ich begehre
AntwortenLöschenDanke Amadeus, f체r die Vervollst채ndigung.. aus dem Ged채chtnis oder Buch? @ Susanne - dass zwei melodien existieren, wusste ich auch nicht, das Gedicht wurde erst von Heinrich Albert (1604-1651) vertont. Heute wird die Fassuung von Friedrich Silcher (1789-1860) gesungen. Es ist nicht das einzige Volkslied, das er komponiert hat. Heine´s Text von der Loreley hat er auch zum "evergreen" gemacht... : "Ich weiss nicht was soll es bedeuten...." eine Zeile, die mir auch in anderen Zusammenh채ngen 철fters einf채llt *g* Liebe Gr체sse, Romaine
AntwortenLöschen