hallo Leute,
ich habe mal wieder in alten Schubladen und Aktenordnern herumgekramt - eigentlich nur deshalb, weil ich alte Briefe, Kontoauszüge und Ähnliches zum Wegwerfen aussortieren wollte. Schließlich bin ich kein Messi ...
Bei der Gelegenheit ist mir aber auch ein Ordner in die Hände gefallen, in dem ich ein paar Gedichte abgeheftet habe, die ich vor vielen Jahren einmal schrieb. Und eins davon möchte ich euch gerne vorstellen, da es jetzt ja doch ganz, ganz langsam Frühling werden will. Ich erinnere mich gut an die "Umstände", unter denen ich es gechrieben habe: ich hatte eine Kur verschrieben bekommen, weil mein Herz irgendwie nicht so richtig wollte. Und während meines Kuraufenthalts an der Müritz saß ich am 15. April 1986 (also tatsächlich vor nahezu genau 30 Jahren) auf einer Holzbank am Müritzufer, es gab noch einige wenige zart gewordene Eisränder am Ufer, ein paar Möwen tippelten erwartungsvoll vor mir auf und ab, weil sie es offenbar gewohnt waren, daß ihnen Kurgäste irgendwas zu futtern vorwarfen. Der Himmel über der Müritz war trüb, es gab kleine klatschende Wellen mit den üblichen weißen Schaumkronen und die dichten alten Schilfränder machten den optischen
Eindruck irgendwie gelbstichig. Ich hatte zwei Postkarten einstecken, weil ich wohl an irgendjemand einen kurzen Gruß schreiben wollte (und längst weiß ich nicht mehr, an wen), stattdessen habe ich aber ein kleines Gedicht geschrieben, das sich so ausnimmt:
Eindruck irgendwie gelbstichig. Ich hatte zwei Postkarten einstecken, weil ich wohl an irgendjemand einen kurzen Gruß schreiben wollte (und längst weiß ich nicht mehr, an wen), stattdessen habe ich aber ein kleines Gedicht geschrieben, das sich so ausnimmt:
Ostern an der M체ritz
Rißloses Grau jetzt; am Morgen noch waren die Nebel
Zwischen den B채umen einhergezogen. Da t철nte
Es von den Schwingen der Schw채ne und Rascheln
Schwang um das alte Schilf und die Weiden
Standen, als ob hier ein M채rchen erzwungen
W체rde - ein sch철nes aus niegewesenen Teilen:
Aus Bleßhühnerrufen und Lachmöwenschreien,
Aus Wellenschl채gen und Miesmuschelschalen,
Aus Eisschollenresten und ahnbarem L채uten
Aufsteigender Glocken. Und wenn am Mittag
Die Wolkendecke sich aufspalten w체rde ein M채rchen
Von einem der auszog
Zwischen den B채umen einhergezogen. Da t철nte
Es von den Schwingen der Schw채ne und Rascheln
Schwang um das alte Schilf und die Weiden
Standen, als ob hier ein M채rchen erzwungen
W체rde - ein sch철nes aus niegewesenen Teilen:
Aus Bleßhühnerrufen und Lachmöwenschreien,
Aus Wellenschl채gen und Miesmuschelschalen,
Aus Eisschollenresten und ahnbarem L채uten
Aufsteigender Glocken. Und wenn am Mittag
Die Wolkendecke sich aufspalten w체rde ein M채rchen
Von einem der auszog
Vielleicht w채re es schade, wenn ich das jetzt zum Wegwerfen aussortieren wollte ...
nein nein man soll solche erinnerungen nicht wegschmeißen sondern teilen teile sie mit uns ama und wir suchen vllt noch ein paar alte postkarten dazu? heut fr체h hatte ich grad ein zweibr체cker panorama von anno dunnemals: also bitte gib uns auch den rest deiner gedichte - wir freuen uns poesie im caf챕 ist auch ein sch철ner bestandteil der group und ich kann mir schon viele sch철ne andere themen von dir vorstellen liebe grüße von susanne
AntwortenLöschenThis message has been deleted by the author.
AntwortenLöschenThis message has been deleted by the author.
AntwortenLöschenhm, Susanne, also gar so "alt" wie auf deiner Postkarte sah es in der DDR denn doch nicht aus. also bitte gib uns auch den rest deiner gedichte Nö. Da sollte es schon noch einige geben, die ich noch ein paar Jahrzehnte lang schamhaft vewrschweige - schließlich hab ich auch Liebesgedichte geschrieben. Und den jeweils "betroffenen" Mädels tatsächlich ausgehändigt. Das gab seinerzeit teilweise sehr unerwartete Reaktionen. Achja, ich weiß nicht - eigentlich hätte ich jetzt, nachdem ich nun ein alter Knacker geworden bin, durchaus Lust, mal wieder Liebesgedichte zu schreiben. Es gibt bloß grade kein Herzchen, dem ich sowas widmen könnte (mal abgesehen von Jenny). Aber wie bei diesem "Ostern an der Müritz" habe ich es offenbar eine Zeitlang vorgezogen, gewissermaßen "offene Ausgänge" zu schreiben. Im Original heißt das Märchen eben "von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen". Na gut, er hat es nicht mit den üblichen Mitteln (Geister und so) gelernt, erst als ihm ein Eimer mit kleinen und heute wahrscheinlich unter Naturschutz stehenden Fischen ins Bett geschüttet wurde, hats ihn gegruselt. Ich wollte nun damals bei meinem kleinen Gedicht eigentlich nur, daß man sich die Assoziation für "einen, der auszog ..." in ein beliebiges Ziel umbiegen könnte. Dasselbe Prinzip habe ich auch bei anderen kleinen Gedichten angewendet. Beispielsweise habe ich mal ein eigentlich lustig gemeintes Requiem f체r eine Fliege geschrieben, und das ging so: So kühn bist du gewesen, daß du stets
AntwortenLöschenDas Übliche gewollt hast: In die Sonne
Hineinzubrummen, morgens 체bers Brot
Zu laufen, mittags Spinnennetzen
Nicht auf den Leim zu gehen, abends
Nachrichten abzusitzen auf dem Radio,
Und in der Nacht mit schwarzen P체nktchen
Die Lampenschirme zu verzieren.
Ach,
Es ist dann ein Septembertag gekommen,
Der zu bestehn gewesen w채re, wenn Geschrieben habe ich das am 6. September 1985. Und nun denk dir mal aus, wie meine Fliege so einen Septembertag h채tte bestehen k철nnen, wenn ... Sowas wollte ich damals mit meinen kleinen Gedichten provozieren. Es reichte übrigens aus, um ganze Arbeitsgruppen der Stasi zu beschäftigen. Die verstanden den Hintersinn natürlich nicht, und beauftragten literarische Gutachter. Und die wiederum kamen lediglich zu dem Schluß, daß man mir eine hohe Sensibilität attestieren müsse. Naja. Sie brachten halt genau dieselbe Kühnheit auf wie die Fliege, der ich dieses Requiem gewidmet habe, und die ja auch immer nur "das Übliche" gewollt hat. (Ach, 체brigens: ich bin mir im Moment gar nicht mal sicher, ob ich dieses kleine Gedicht nicht schonmal hier bekanntgegeben habe, aber ich habs dann doch nicht gefunden)