Sonntag, 17. April 2005

Desiderata

 

     

 

  

 

DESIDERATA

 

Gehe ruhig und gelassen durch Lärm und Hast, und sei des Friedens eingedenk, den die Stille bergen kann. Vertrage dich mit allen Menschen, möglichst ohne dich ihnen auszuliefern. Äußere deine Wahrheit ruhig und klar, und höre anderen zu, auch den Geistlosen und Unwissenden; auch sie haben ihre Geschichte.

Meide laute und aggressive Menschen. Für den Geist sind sie eine Qual. Wen du dich mit anderen vergleichst, könntest du bitter werden und dir nichtig vorkommen, denn es wird immer Menschen geben, die größer oder geringer sind als du. Freue dich deiner Leistungen wie auch deiner Pläne.

Bleibe weiter an deinem eigenen Weg interessiert, wie bescheiden er auch sei. Im wechselnden Gl체ck der Zeiten ist er ein echter Besitz. In deinen gesch채ftlichen Angelegenheiten lasse Vorsicht walten, denn die Welt ist voller Betrug. Doch soll dich das nicht blind machen f체r vorhandene Rechtschaffenheit. Viele Menschen bem체hen sich, hohen Idealen zu folgen, und 체berall ist das Leben voller Heldenmut.

Sei du selbst. Vor allem heuchle nicht Zuneigung. Und sei, was die Liebe anlangt nicht zynisch. Denn trotz aller D체rre und Entt채uschung ist sie doch ewig wie das Gras.

Nimm freundlich-gelassen den Ratschluß der Jahre an, und gib mit Würde die Dinge der Jugend auf. Stärke die Kraft des Geistes, damit er dich bei unvorhergesehenem Unglück schütze. Aber quäle dich nicht mit Gedanken. Viele Ängste kommen aus Ermüdung und Einsamkeit. Neben einem gesunden Maß an Selbstdisziplin sei gut zu dir.

Du bist nicht weniger ein Kind des Universums als es die B채ume und die Sterne sind; du hast ein Recht hier zu sein. Und, ob dir das klar ist oder nicht: Es besteht kein Zweifel, dass das Universum sich so entfaltet, wie es sich entfalten soll.

Darum lebe in Frieden mit Gott, wie auch immer du IHN verstehst. Was auch immer dein M체hen und dein Sehnen ist: Halte in der l채rmenden Wirrnis des Lebens mit deiner Seele Frieden. Trotz aller Falschheit, trotz aller M체hsal und all der zerbrochenen Tr채ume ist es dennoch eine sch철ne Welt.

Sei vorsichtig, und strebe danach, gl체cklich zu sein.

 

    (Aus der alten St. Pauls Kirche, Baltimore, 1692 A.D.)

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